speicherkino


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SA 25.11.2023 | 19:30 UHR | 8,00 €

Wann wird es wieder so, wie es nie war

Verfilmung des gleichnamigen Buches aus dem fünfteiligen Romanzyklus „Alle Toten fliegen hoch“ von Joachim Meyerhoff. Der kleine Joachim wächst auf dem Gelände der Kinder- und Jugendpsychiatrie Hesterberg in Schleswig auf. Während seine Mutter von Italien träumt, geht der Vater seine eigenen Wege. Ebenso anrührende wie witzige, in den Hauptrollen herausragend gespielte Tragikomödie, die in subjektiven Anekdoten von einer Kindheit und Jugend an einem ungewöhnlichen Ort erzählt. Darüber hinaus geht es glaubwürdig und anspruchsvoll um Geschwisterkonflikte und den Tod, unvollkommene Väter und die Loslösung vom Elternhaus, um Freude und Trauer. - Sehenswert ab 14.

 

 Eine kindliche Weltsicht

 

Joachim Meyerhoff ist im Buch der Ich- Erzähler, der über seine Kindheit an einem ungewöhnlichen Ort in ausgeschmückten, sehr subjektiven Anekdoten berichtet. Sonja Heiss und ihr Co-Autor Lars Hubrich haben auf diesen Ich-Erzähler bewusst verzichtet und trotzdem geschickt seine kindliche Weltsicht beibehalten. Das funktioniert auch für jene, die die Buchvorlage nicht kennen. Das Autorenduo hat einprägsame Bilder gefunden, die man auch nach dem Kinobesuch lange nicht vergisst. Wunderschön ist zum Beispiel die Idee, dem sonnenbadenden Vater am Ostseestrand Wasser in den Bauchnabel zu gießen und mit der Verdunstung das Vergehen von Zeit zu veranschaulichen.

 

Im Buch wird Josse als Zappelphilipp beschrieben, der ständig, auch in der Schule, seinen Tagträumen nachhängt und so seine Fantasie beweist. Heiss vernachlässigt hingegen diesen Aspekt und schildert seine Tobsuchtsanfälle als so unkontrolliert, dass ihn die Mutter auf eine Waschmaschine setzt und den Schleudergang einschaltet. Nur durch das Rütteln kann der Junge beruhigt werden. Ein anderes Mal reitet Josse auf den Schultern des „Glöckners“, eines riesigen, furchteinflößenden Patienten, der gleichwohl sein bester Freund ist – auch das ein starkes Bild. Wie überhaupt die Ticks und Behinderungen der Psychiatriepatienten angenehm zurückgenommen sind, während sie im Buch ausführlich beschrieben werden.

 

Es geht ums ganze Leben

 

Und dann ist da noch der Ministerpräsident, der die Klinik besichtigt und am Ende seines Besuchs im Schlamm landet. Ein schönes Beispiel für die komischen Zwischenspiele, die „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ so unterhaltsam machen. Eingeteilt in die drei Kapitel „Kindheit“, „Teenager-Zeit“ und Erwachsenenalter“ erzählt die Regisseurin so glaubwürdig und anspruchsvoll vom Heranwachsen. Es geht um Geschwisterkonflikte und erste Liebe, den Tod und unvollkommene Väter, unglückliche Mütter und die Loslösung vom Elternhaus, um Freude und Trauer, um das Leben. All das spielt vor dem Hintergrund der 1970er- und 1980er-Jahre in der Bundesrepublik, die durch liebevolle Ausstattung und detailfreudiges Kostümdesign perfekt abgebildet sind. Die Darsteller, allen voran Laura Tonke, Devid Striesow und Arsseni Bultmann als 14-jähriger Josse, fügen sich wundervoll in ihre Rollen. Ohne sie mag man sich den Film gar nicht mehr vorstellen.

 

(Filmdienst.de)

 



Wann wird es wieder so, wie es nie war

SA 25.11.2023 | 19:30 UHR

8,00 €

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