"One Life": Ein Historiendrama, das ziemlich aktuell ist.
„Wenn etwas nicht unmöglich ist, dann muss es einen Weg geben!“
Mit dieser Lebenseinstellung schrieb Sir Nicholas ‚Nicky‘ Winton (Anthony Hopkins) Geschichte, als er in einem Wettlauf gegen die Zeit kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 669 Kinder vor den Nazis rettete: Dezember 1938. Der junge Londoner Börsenmakler Nicholas Winton (Johnny Flynn) erfährt über einen Freund von den entsetzlichen Zuständen in den tschechischen Flüchtlingslagern. Kurzentschlossen fährt er nach Prag und erlebt aus erster Hand, wie jüdische Familien auf der Flucht vor Verfolgung ohne Obdach und Essen ihrem Schicksal ausgeliefert sind. Bestürzt entwickelt er einen waghalsigen Plan. Und so beginnt mit Unterstützung seiner tatkräftigen Mutter (Helena Bonham Carter) in London und einer Hilfsorganisation vor Ort eine beispiellose Rettungsaktion – immer bedroht von der nahenden Invasion der Faschisten. Wie viele Kinder können sie retten, bevor die Grenzen geschlossen werden?
London 1988. Noch Jahrzehnte später wird Winton vom Schicksal der Kinder verfolgt, die er nicht retten konnte. Erst als die BBC-Fernsehshow „That‘s Life“ die überlebenden „Winton-Kinder“ ausfindig macht und diese unglaubliche Geschichte ans Licht bringt, vermag er sich seinem Kummer und den Schuldgefühlen stellen, die er so lange mit sich herumgetragen hat. (Paramount Pictures)
"Nicky, Dir ist doch klar, dass wir nicht alle retten können? Das musst du Dir selbst unbedingt verzeihen!" (Filmszene)
Und genau das kann er sein Leben lang nicht. Hopkins trägt als gealterter Winton eine tiefe Trauer in sich, die sich nicht über große Worte, sondern kleine Gesten mitteilt. "Ein wunderschönes Drehbuch ohne Kitsch. Ich mag es gar nicht, wenn es zu sentimental wird", findet der Darsteller. "Ich spiele auch lieber reduziert. Je weniger Du tust, umso besser. Lass das Publikum die Arbeit erledigen. Halt es einfach!"
An einer Stelle wird der Film dann doch sentimental, und das hat seinen Grund: Für eine Fernsehshow wird ein Wiedersehen zwischen Holocaust-Überlebenden und ihrem Retter arrangiert. Das ist emotional überwältigend für die Figuren im Film wie fürs Publikum.
Couragiertes Handeln Einzelner kann Leben retten - insofern ist "One Life" gar nicht so sehr Historiendrama, sondern ein sogar ziemlich aktueller, sehenswerter Film über Anstand und Haltung.
(NDR INFO/KULTUR)
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